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Onkopedia-Leitlinie: Prävention und Management der schwangerschaftsassoziierten Thrombose

Die Onkopedia-Leitlinie zu Prävention und Management der schwangerschaftsassoziierten Thrombose ist komplett neu. Sie ist auch insofern neu, als es sich bei ihrem Thema um einen Bereich der Hämatoonkologie handelt, der die Kernthemen der klassischen Hämatologie und Onkologie nun erweitert: Genau genommen befasst sie sich mit der Hämostaseologie. Diese gab es als alleinstehende Thematik in den Onkopedia-Leitlinien bisher noch nicht.Das bisher bereits vorhandene Kapitel über die tiefe Venenthrombose bezieht sich ausschließlich auf Patient:innen mit einer malignen Grunderkrankung.

Die Aufnahme der Hämostaseologie in die Onkopedia-Leitlinien wurde nun mit dem Thema „Frauen und Schwangerschaft“ gestartet, da es sich hier um einen wichtigen und großen Komplex handelt. Es betrifft viele Menschen und beschäftigt in der Medizin viele unterschiedliche Disziplinen.

Die Inhalte

Die Leitlinie umspannt die gesamte Thematik von der Epidemiologie über die Diagnostik und die Therapie bis hin zur Prävention der Venenthrombose und der Lungenembolie bei der schwangeren Frau und der Frau im Wochenbett. In allen Kapiteln wird auf die spezifischen Unterschiede im Vergleich zur nichtschwangeren Frau eingegangen.

Unterschiede zwischen schwangeren und nichtschwangeren Frauen finden sich in der Epidemiologie zum Beispiel in den Risikofaktoren für die Venenthrombose und die Lungenembolie. Außerdem ist das Risiko in der Schwangerschaft und vor allem in der Phase des Wochenbetts höher als im nichtschwangeren bzw. im nichtpostpartalen Zustand.

Auch in vielen Aspekten der Diagnostik gibt es gravierende Unterschiede. Man kann weder die Diagnostik der tiefen Beinvenenthrombose noch die der Lungenembolie bei Schwangeren im Vergleich mit Nichtschwangeren ähnlich behandeln. Die existierenden Diagnosealgorithmen lassen sich nicht eins zu eins umlegen. Dieses Muster zieht sich weiter durch Therapie und Prävention. Maßnahmen, Überlegungen und Konsequenzen unterscheiden sich im Bereich der Thrombosen in der Schwangerschaft von anderen medizinischen Situationen.

Auch innerhalb der Gruppe schwangerer Frauen gibt es Unterschiede: Es gibt jene, die Hochrisikopatient:innen sind, sowohl für das Auftreten einer ersten Thrombose als auch für das Auftreten von Rezidivthrombosen, zum Beispiel Frauen mit einem Antithrombinmangel.

Bei Schwangeren muss es eine interdisziplinäre Betreuung geben. Ein multidisziplinäres Management und das Heranziehen von Expert:innen aus dem Bereich der Hämostaseologie sind unbedingt erforderlich. Auch die Intensivmedizin ist manchmal gefragt, da es sich bei der Lungenembolie um ein potenziell tödliches Erkrankungsbild handelt. Speziell in der Phase um die Entbindung gibt es viele herausfordernde Aspekte.

Aktuelle Daten

Es gibt nur wenige neue Studien zu der Thematik. Die relativ neu entwickelten direkten oralen Antikoagulanzien können weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeit verwendet werden.

In der Diagnostik gibt es immer wieder Anstrengungen, die Diagnose vor allem der Lungenembolie durch Entwicklung von neuen Algorithmen zu optimieren. Es wurden zwar Diagnosealgorithmen speziell für die schwangere Frau konzipiert, aber sie wurden noch nicht entsprechend validiert und sind nur bedingt einsetzbar.

Schwangere Frauen mit hämatologischen oder onkologischen Grunderkrankungen

Bei Frauen mit hämatologischen oder onkologischen Erkrankungen ergeben sich oft zusätzliche Aspekte zum Thema Thromboserisiko in der Schwangerschaft. Dazu zählen unter anderem schwangere Frau mit thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura, mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie oder mit myeloproliferativen Syndromen. Jede diese Erkrankungen ist für sich bereits mit einem Thromboserisiko assoziiert.

Aus diesem Thromboserisiko kombiniert mit dem grundsätzlich erhöhten Thromboserisiko in der Schwangerschaft und der postpartalen Phase ergeben sich noch einmal spezifische Akzente im Management. Diese lassen sich nicht in einem einzelnen Unterkapitel abbilden. In weiterer Folge soll versucht werden, in die Leitlinien zu den jeweiligen Grunderkrankungen je ein Kapitel „Frauen und Schwangerschaft“ zu integrieren.

Onkopedia-Leitlinie Prävention und Management der schwangerschaftsassoziierten Thrombose, Mai 2025

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