
28. Juni 2021
Ein Phänomen mit vielen Facetten
Long Covid
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In der Allgemeinmedizin sind wir mit vielen Ausprägungen und Symptomen nach überstandener Infektion mit SARS-CoV-2 konfrontiert. Die akute Erkrankungsphase kann bis zu vier Wochen anhalten. Dauert sie länger, sprechen wir von Long Covid.
Die möglichen Symptome können mannigfaltig sein. Verschiedene Organsysteme können alleine oder in Kombination betroffen sein.
Vielfältige Symptome
Im zentralnervösen Bereich sehen wir Dysästhesien wechselnder Lokalisation, Vertigo, Cephalea, „Nebel im Kopf“ („brain fog“), Schlafstörungen, Nervosität, depressive Verstimmungen und Panikattacken. Selten können sogar Enzephalitiden und Anfallsleiden auftreten. Die große Unsicherheit mit den gesundheitlichen Folgen dieser Pandemie führt oft auch zu einer gewissen Unschärfe der Symptomatik, wo sich echte organische Probleme dann schwer von sekundär psychisch verstärkten Symptomen unterscheiden lassen.
Im Bereich der Atemwege können sich anhaltender Reizhusten, Kurzatmigkeit, thorakale Beklemmungsgefühle und Dyspnoe manifestieren.
Im Herz-Kreislauf-Bereich finden wir Blutdruckprobleme, Palpitationen bis hin zu akuten Synkopen.
Auch anhaltende Nausea, Inappetenz, Gewichtsverlust, Abdominalschmerzen kombiniert mit Diarrhö oder Obstipation machen den Betroffenen zu schaffen. Neben persistierend herabgesetzter Geruchs- und Geschmacksempfindung sehen wir auch häufig noch allgemeine Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit („Fatiguesyndrom“).
Long Covid – was nun?
Bei schwerster Symptomatik sind Reha-Aufenthalte nötig, um den Betroffenen zu ermöglichen, wieder ausreichend ins Leben zurückzufinden.
Zusätzlich ist es entscheidend, die eigenen Grenzen zu erkennen und diese keinesfalls zu überschreiten. Ausreichende Ruhephasen und maßvolle körperliche Betätigung sind weitere Voraussetzungen, die für eine weitreichende Genesung sorgen können.
Geschlechterspezifische Unterschiede zeigen, dass Frauen wesentlich häufiger von einem Long-Covid-Syndrom betroffen sind als Männer. Dies wäre ein weiteres Indiz für den Verdacht auf einen zugrunde liegenden autoimmunologischen Prozess als Erklärung für das Long-Covid-Syndrom.
Die Rolle der Impfungen in der Therapie von Long Covid ist noch nicht vollständig geklärt. Erste ermutigende Untersuchungen sprechen von einer günstigen Beeinflussung des Immunsystems, die zu einer Verbesserung der Symptomatik bei bis zu 60% der Betroffenen beitragen kann.
Unabhängig davon, wie lange die Rekonvaleszenz bei Long Covid andauern mag, ist es von höchster Bedeutung, mit einer positiven Einstellung und anhaltenden Zuversicht an einer ständigen Besserung zu arbeiten. Dies sind die wesentlichsten Grundvoraussetzungen für eine höchstmögliche restitutio ad integrum.
Letztendlich bewirkt dieses außerordentlich breite Spektrum der Manifestationen des Long-Covid-Syndroms, dass wir in der Allgemeinmedizin vor besondere diagnostische und therapeutische Herausforderungen gestellt werden.