5. Oktober 2020
Lupusnephritis
Innovative Therapeutika erhalten die Nierenfunktion
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Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) und aktiver Lupusnephritis profitieren von innovativen Arzneimitteln zusätzlich zur Standardtherapie: Dies zeigten Studien, die im Rahmen des virtuellen EULAR-Meetings vorgestellt wurden.
Die BLISS-LN-Studie ist die bislang größte randomisierte, multizentrische Therapiestudie zur Lupusnephritis, in die 446 Patienten eingeschlossen wurden.1 „Hier zeigte sich, dass Patienten von der Zugabe von Belimumab zum Standardregime profitierten“, erklärte Studienleiter Prof. Richard Furie, Hofstra Northwell School of Medicine in New York (USA). Alle Studienteilnehmer wurden zunächst in einer Induktionsphase mit einer hohen Kortikosteroiddosis zusammen mit Cyclophosphamid oder Mycophenolat Mofetil (MMF) behandelt, gefolgt von einer Erhaltungstherapie bestehend aus einer geringen Kortikosteroiddosis plus Azathioprin oder MMF. Die Verumgruppe erhielt zusätzlich einmal pro Monat 10mg/kg Belimumab als Infusion, die Kontrolle ein Placebo.
Der primäre Studienendpunkt war das renale Ansprechen, ein zusammengesetzter Endpunkt definiert als das Verhältnis von Protein zu Kreatinin im Harn von ≤0,7 (im Vergleich zu einem Verhältnis von ≥1 bei Studieneinschluss), einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR), die nicht geringer sein durfte als 20% unter dem Wert vor dem Flare bzw. mindestens 60ml/min/1,73kg/m2. Zudem mussten alle Patienten das Therapieregime beibehalten haben.
Nach einer Behandlungsdauer von 104 Wochen erfüllten 32% der Patienten in der Kontrollgruppe die Kriterien des renalen Ansprechens im Vergleich zu 43% der Patienten, die zusätzlich zur Standardbehandlung Belimumab-Infusionen erhielten – ein signifikanter Unterschied. Wie Dr. Furie ausführte, stieg das relative Risiko dieses Ansprechens bei Belimumab-Therapie um 55%. Zudem war der Anteil der Patienten in der Belimumab-Gruppe, die ein renales Ereignis erlebten oder verstarben, signifikant geringer als in der Placebogruppe (15,7% versus 28,3%).
Trotz der intensiveren Therapie gab es keine herausragenden Sicherheitssignale: Insgesamt wiesen 54,9% der Patienten in der Gruppe, die das Biologikum erhielt, und 53,1% der Kontrollgruppe Nebenwirkung mit Bezug zur Therapie auf. Der Anteil schwerer Nebenwirkungen betrug 10,3% in der Belimumab-Gruppe im Vergleich zu 11,2% in der Kontrollgruppe.
Schon jetzt ist Belimumab, ein Antikörper, der sich gegen das B-Zell-Zytokin BLyS/BAFF richtet, für die Behandlung des nicht renalen SLE eine Routineoption. Die vorliegende Studie hat jetzt nach Ausführung von Prof. Furie gezeigt, dass die BLyS/BAFF-Blockade auch bei der Lupusnephritis hilft, was zu einer Ausweitung der bestehenden Indikation führen könnte.
Auch Calcineurininhibitoren erhalten die Nierenfunktion
Es muss nicht immer ein Biologikum sein –auch innovative Calcineurininhibitoren können die Progression einer lupusbedingten Niereninsuffizienz abbremsen, wie die Phase-III-Studie AURORA zeigte.2 In dieser Studie war die Therapie mit dem hochwirksamen Calcineurininhibitor Voclosporin plus Standardbehandlung bestehend aus MMF und Steroiden der alleinigen Standardbehandlung überlegen: 40,8% der Patienten erreichten in Woche 52 den primären Studienendpunkt, renales Ansprechen, im Vergleich zu 22,5% der Kontrolle (p < 0,001).
„Voclosporin entstand durch eine kleine strukturelle Veränderung von Cyclosporin“, erklärte Dr. Cristina Arriens von der Oklahoma Medical Research Foundation in Oklahoma City (USA) bei ihrer Präsentation. Dies führe zu einer vorhersagbaren Dosisreaktion, wodurch die Notwendigkeit einer Überwachung der Blutspiegel entfällt. Frühere Studien zeigten, dass Voclosporin bei Nierenerkrankungen die T-Zell-Aktivierung reduziert und so die Funktion der Podozyten stabilisiert, die für die Filterfunktion der Niere von besonderer Bedeutung sind. Dadurch schützt Voclosporin vor einer Proteinurie.
In der aktuellen Phase-III-Studie hatten alle 357 rekrutierten Patienten eine durch Biopsie nachgewiesene Nephritis und eine Proteinurie, 33% waren Hispanier.
Als renales Ansprechen galten in dieser Studie eine Proteinurie von ≤0,5g/24h und die Aufrechterhaltung der Nierenfunktion. Zudem war gefordert, dass die Patienten in den letzten 8 Wochen 10mg oder weniger Prednison pro Tag erhielten.
Auch bei den sekundären Endpunkten wie z.B. renalem Ansprechen nach 24Wochen und partiellem renalem Ansprechen nach 24 Wochen war die Gruppe, die zusätzlich Voclosporin erhielt, signifikant überlegen.
„Besonders hispanische Patienten mit Lupus haben häufig eine schwerere und therapierefraktäre Nephritis“, sagte Dr. Arriens, doch auch diese Patientengruppe sprach gut auf die Therapie mit Voclosporin an. Die Therapie erwies sich auch als gut verträglich.
Bericht: Dr. Susanne Kammerer
Quelle:
EULAR eCongress, 3. bis 6. Juni 2020