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22. Oktober 2020

Covid-19

Hohes Risiko für Beinvenenthrombosen und Lungenembolien

In einer systematischen Übersichtsarbeit aller weltweit publizierten Daten zum Thema „Thrombose und Lungenembolie bei Covid-19-Patienten“ konnten Ass. Prof. Priv.-Doz.Dr. Cihan Ay und sein Team von der Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie, Wien, nun erstmals genaue Daten zum Thromboserisiko von hospitalisierten Covid-19-Patienten ermitteln. Während Patienten, die zwar stationär, aber nicht auf einer Intensivstation betreut werden müssen, ein Risiko von 5–11%haben, erleiden zwischen 18 und 28% der Covid-19-Patienten mit schwerem Verlauf eine Beinvenenthrombose oder Lungenembolie.

Für diese Übersichtsarbeit analysierten und begutachteten die Autoren insgesamt 5951 Studien, davon berichteten 86 Studien über Thrombose-und Lungenembolieraten bei Covid-19-Patienten. Von diesen wiederum konnten 66 Studien (28173 Patienten) für eine Metaanalyse herangezogen werden, um eine robuste Einschätzung des Thromboserisikos zu berechnen. Die zentralen Ergebnisse: Insgesamt liegt die Prävalenz von venösen Thromboembolien (VTE) bei 14%, obwohl in vielen der Studien eine Thromboseprophylaxe verabreicht wurde. In den Subgruppen zeigte sich eine gewisse Heterogenität. Während mit 23% die VTE-Rate bei intensivpflichtigen Covid-19-Patienten am höchsten war, lag die VTE-Rate bei Patienten auf der Normalstation bei 8%, ein Risiko, das höher ist als bei sonst hospitalisierten Patienten mit anderen internistischen Erkrankungen. Ein weiteres besonderes Augenmerk der Metaanalyse wurde auf die Bewertung des Risikos für eine potenziell lebensbedrohliche Lungenembolie gelegt. Das Resultat: „Dieses Risiko ist im Vergleich mit anderen schweren Erkrankungen deutlich erhöht und liegt zwischen 10 und 18% bei Patienten, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen. Erstaunlicherweise konnten außerdem bei beinahe der Hälfte der stationären Covid-19-Patienten, bei denen ein systematisches Thrombose-Screening mittels Ultraschall durchgeführt wurde, eine Thrombose detektiert werden.“ Dies unterstreicht neuerlich den Einfluss von Covid-19 auf das Blutgerinnungssystem. Zudem konnte gezeigt werden, dass Patienten, die im Verlauf der Erkrankung eine Thrombose oder Lungenembolie entwickelt haben, eine deutlich erhöhtes D-Dimer bei der Krankenhausaufnahme aufweisen, einen Laborwert, der auf ein aktiviertes Gerinnungssystem hinweist. Diese Erkenntnisse, so die Autoren, bieten nun eine Grundlage, um in Abhängigkeit vom Schweregrad der Covid-19-Erkrankung das Risiko für eine Thrombose abzuschätzen. Ob ein erhöhtes D-Dimer bei stationärer Aufnahme eine Intensivierung der Blutverdünnung rechtfertigt, muss in zukünftigen Studien gezeigt werden.

Studie:
Nopp S et al.: Risk of venous thromboembolism in patients with Covid-19: A systematic review and meta-analysis. Res Pract Thromb Haemost 2020; doi: 10.1002/rth2.12439

Quelle:
Presseaussendung der MedUni Wien vom 1.Oktober 2020

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