
1. Juli 2020
Digitalisierung in der Ordination
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Wie viele Blätter Papier fallen jedes Jahr in einer niedergelassenen Ordination an? Kann man den Verbrauch einschränken und die Patienten trotzdem ausführlich – vielleicht sogar besser – über geplante Therapien aufklären? Diese Fragen stellte sich Dr. Friedrich A. Weiser, Facharzt für Chirurgie und Mitinhaber des Medico Chirurgicum in Wien, und suchte nach Antworten. Er fand sie in einem voll digitalen System, das er während eines Termins in seiner Ordination vorstellte.
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Die gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist für eine optimale Diagnose und Therapie essenziell. Doch sie funktioniert nicht immer reibungslos. Gegenseitige Missverständnisse und Sprachbarrieren beeinträchtigen nicht nur das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient, sondern können auch den Therapieerfolg gefährden. Nicht selten endet dies dann vor Gericht, weiß Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der österreichischen Patientenanwälte. Daher sind eine ausführliche Information und Dokumentation nicht nur sinnvoll, sondern auch im Interesse des Arztes wie auch des Patienten.
Dr. Friedrich Weiser hat nachgerechnet, wie viel Papier dafür jedes Jahr in seiner kassenärztlichen Gruppenpraxis anfällt. Er und seine Kollegen nehmen jährlich mehr als 9000 endoskopische Eingriffe, vorwiegend Gastro- und Koloskopien, vor. „Eine durchschnittliche Patientendokumentation umfasst bei uns zwölf DIN-A4-Seiten. Bei rund 1000 Patienten monatlich ergibt das etwa 144000 Seiten pro Jahr“, erklärt Weiser. Bedenkt man dazu die gesetzliche Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren und die Nachhaftung von 30 Jahren, was de facto einer Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren entspricht, so sammelt sich ein Papierberg von rund 4,3 Millionen DIN-A4-Seiten an. Dies entspricht in etwa 60 ausgewachsenen Fichten – also einem Wäldchen. „Dafür braucht man außerdem Unmengen an Platz“, gibt Weiser zu bedenken. Und der ist in vielen Ordinationen rar und teuer.
Anschauliche und verständliche Information
Weiser suchte nach einer Lösung, die es ihm ermöglicht, jeden Patienten ausführlich und leicht verständlich über geplante Eingriffe, mögliche Risiken und Alternativen aufzuklären, aber gleichzeitig den Papierberg reduziert. Fündig wurde er bei der Firma synMedico, die ein voll digitales System zur Patientenaufnahme und -aufklärung anbietet.
Schon bei der Patientenaufnahme erhalten die Patienten anstelle des üblichen Papieranamnesebogens einen Tabletcomputer, in den sie die notwendigen Angaben eintippen können. Davor müssen sich auch technisch nicht so Versierte nicht fürchten. Die Anwendung ist selbsterklärend und das Praxisteam hilft bei Fragen oder Problemen gerne weiter. Die Angaben fließen in die digitale Patientenakte ein, in der nicht nur die erhobenen Befunde, sondern auch Röntgenbilder etc. gespeichert werden. „Natürlich verschlüsselt und DSGVO-konform“, betont Norbert Haimberger, Österreich-Geschäftsführer von synMedico.
Die gespeicherten Informationen können dann bei der Patientenaufklärung genutzt werden. So kann der Arzt anhand der Röntgenaufnahmen die Problemstellung mit dem Patienten besprechen und den geplanten Eingriff direkt am Bild einzeichnen (Abb. 1). Ein weiterer Vorteil der voll digitalisierten Patientenaufklärung ist, dass sie in unterschiedlichen Sprachen und unter Zuhilfenahme leicht verständlicher, anschaulicher 3D-Animationen erfolgen kann (Abb. 2). Dies hilft Missverständnissen vorzubeugen und erleichtert dem Patienten zu verstehen, welche Therapie geplant ist. Diese Entscheidungshilfe kann der Arzt einfach per E-Mail an den Patienten schicken. „Das persönliche Röntgenbild inklusive der Anmerkungen ist erfahrungsgemäß eine starke Gedächtnisstütze für den Patienten – auch für zu Hause“, sagt Haimberger. Derzeit liegt der Anamnesebogen in 25 Sprachen vor, der Aufklärungsbogen in drei.

01 Mithilfe der gespeicherten Endoskopieaufnahmen kann Dr. Weiser dem Patienten anschaulich erklären, welcher Eingriff notwendig ist und wie er ausgeführt wird. Dies vermeidet Missverständnisse

02 Unterstützend zur mündlichen Aufklärung können visuelle Erklärungen eingesetzt werden
Mehr Sicherheit für den Arzt
Doch auch der Arzt profitiert von der Digitalisierung. „Etwa 95% der Prozesse, die Ärzte vor Gericht verlieren, gehen aufgrund mangelnder Aufklärung verloren – oder der mangelnden Nachweisbarkeit derselben“, erklärt Patientenanwalt Bachinger. Die forensische Dokumentation der Aufklärung sei daher ein erfreulicher Nebeneffekt der digitalen Arbeitsweise, betont er. Das System kann alle Dokumente elektronisch archivieren, dokumentieren und nachprüfbar via WLAN lokal im EDV-System der Ordination ablegen. Keine Daten verlassen die Praxis. Durch die elektronische Signatur besteht zudem volle Rechtskonformität.
Ein weiterer Effekt, vor allem für große Praxen mit mehreren Ärzten und Mitarbeitern, sind Qualitätsverbesserungen und die Optimierung der Arbeitsabläufe. Das System bildet die Prozesse ab und der Arzt kann sehen, an welchen Stellen es Verbesserungsbedarf gibt und wo möglicherweise Fehlerpotenziale liegen. Und das kommt letztlich wieder den Patienten zugute.
Bericht:
Dr. Corina Ringsell
Quelle:
Pressefrühstück „Papierarme Ordination eröffnet Dreifach-Vorteil“, 2. März 2020, Medico Chirurgicum, Wien