Besser leben mit Krebs – praktische Anleitung für die Misteltherapie

Nach der Lektüre dieses DFP-Literaturstudiums wissen Sie über die Inhaltsstoffe und Wirkungsweise der Mistel Bescheid. Sie können die verschiedenen Indikationsstellungen und Kontraindikationen für eine Misteltherapie nennen und Sie erfahren Näheres über den Ablauf der praktischen Therapieanwendung und -verlaufskontrolle. Sie erhalten außerdem einen Überblick über das Einsatzgebiet der einzelnen Mistelwirtsbäume sowie über verfügbare Mistelpräparate in Österreich. Des Weiteren bekommen Sie einen Einblick in die Vorteile der Misteltherapie für Patienten der Onkologie v.a. durch die Nebenwirkungsreduktion bei abgeschlossener oder laufender onkologischer Therapie und durch die Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens.

Primäre Zielgruppen: Ärzte für Allgemeinmedizin

Dr. Ilse Fleck-VàclavikDie Wirkstoffe der Mistel aktivieren Immunzellen und die Zytokinfreisetzung, sind Apoptose-induzierend und tragen zur Genomstabilität und Reduktion der Tumormutationsrate bei.Die richtige Wirtsbaumwahl und Dosierung mittels entsprechender Serienpackungen sind essenziell für das Therapieansprechen, signalisiert durch die Lokalreaktion an der Injektionsstelle.Die richtige Wirtsbaumwahl und Dosierung mittels entsprechender Serienpackungen sind essenziell für das Therapieansprechen.Überlegen Sie:Bei welchen Patienten der Onkologie könnte eine Misteltherapie eine relevante Indikation haben?Self-CheckÜberlegen Sie:Welche Patienten kommen für eine Therapie mit der Tannenmistel Abietis infrage?Self-CheckDas Therapieansprechen kann durch die Lokalreaktion an der Injektionsstelle und durch klinische Parameter, beispielsweise die Körpertemperatur, überprüft werden.Die Misteltherapie zeigt nicht nur eine positive Korrelation mit der Reduktion von Nebenwirkungsprofilen bei der Chemotherapie, sondern auch mit der Überlebenszeitverlängerung und Verbesserung der Lebensqualität von Patienten der Onkologie mit schlechter Prognose.Seite 3Für alle Patienten mit soliden Tumoren kann eine relevante Indikation zur additiven (während laufender Chemo- und Strahlentherapie), adjuvanten (nach abgeschlossener Krebstherapie) oder palliativen Misteltherapie vorliegen.Seite 6Die Tannenmistel kommt für Patienten mit malignen Tumoren im Kopf-/Halsbereich oder im Respirationstrakt infrage und eignet sich besonders für Patienten mit geschwächtem Allgemeinzustand, Erschöpfungszustand oder Metastasen, um die Therapie sanft einzuleiten.Seite 7Häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie, die durch die Misteltherapie reduziert werden können, sind Erbrechen und Übelkeit, Müdigkeit, Schwäche, Lethargie, Anämie, Infektanfälligkeit u.v.m.Self-Check-AUFLÖSUNG

Zusammenfassung der in diesem med·Diplom vermittelten Lerninhalte

XXXXXXX ist weltweit die häufigste Mangelerkrankung des Menschen. Erhöhtes Risiko für Eisenmangel besteht vor allem in der Schwangerschaft, bei Tumorerkrankungen und chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, bei akutem Blutverlust sowie bei ernährungsbedingt oder malabsorptiv reduzierter Eisenaufnahme.

Für die Diagnostik entscheidend sind Hämoglobinwert (Frauen: 12-15 g/dl, Männer: 14–17 g/dl), Ferritin (30-400 µg/l) und Transferrinsättigung (16–45 %).

Die Therapie der Eisenmangelanämie umfasst die Beseitigung der Ursachen und die orale oder intravenöse Eisensubstitution, abhängig von Schweregerad des Eisenmangels und der individuellen Verträglichkeit.

Klinische Relevanz:

XXX Zellen des Körpers benötigen Eisen. Eisenmangel kann alle Systeme des Körpers betreffen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann ein schwerer chronischer Eisenmangel teils irreversible Wachstumsstörungen, neurologische und kognitive Defizite verursachen. Eine schwere Eisenmangelanämie der Schwangeren führt zu vermehrten Fehl- und Frühgeburten, fetalen Entwicklungsstörungen und einem erhöhten Risiko für mütterliche Infektionen.

Überlegen Sie:Welche Chemotherapie-induzierten Nebenwirkungen treten häufig auf und könnten durch eine Misteltherapie reduziert werden?Self-Check

Die Autorin empfiehlt folgende Referenzen als wissenschaftlich und/oder praktisch besonders relevant (im Text und in der Literaturliste markiert mit **).

[2•] XXXX J et al.: Onkopedia-Leitlinie Eisenmangel und Eisenmangelanämie; Stand 2018Teil der onkopedia-Leitliniensammlung der Hämatologisch-onkologischen Fachgesellschaften Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. Transparent erstellte, praxisorientierte Empfehlungen in deutscher Sprache[3••] XXXXXX W et al.: S1-Leitlinie 025-021: Eisenmangelanämie; Stand: 01/2016Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) ist ein Zusammenschluss von rund 180 medizinischen Fachorganisationen in Deutschland. S1-Leitlinien werden von von repräsentativ zusammengesetzten Expertengruppen erarbeitet und von den involvierten Fachgesellschaften autorisiert.Element not implemented: <footer>

Die therapeutische Wirkung der Mistel ist durch ihren Ruf als Heilpflanze seit vielen Jahrhunderten bekannt. Wie wir heute wissen, beinhaltet die Mistel über 1000 Wirkstoffe, von denen die Mistellektine, Viscotoxine sowie Oligo- und Polysaccharide für den Einsatz bei Patienten der Onkologie am besten erforscht und daher am wesentlichsten sind. [1] Für eine effektive Tumorabwehr reicht die Stimulation einzelner Immunzellarten bzw. Zytokine nicht aus, da für eine erfolgreiche Bekämpfung immer das Zusammenspiel aller Beteiligten des Immunsystems nötig ist.[2••] Ähnlich verhält es sich mit der Mistel: Ihre Inhaltsstoffe unterstützen und verstärken sich gegenseitig, sodass nur das Gesamtextrakt die komplexe, immunstimulierende Wirkung in der Krebstherapie erzielen kann.[1]

Wirkstoffe der Mistel

Die vier zentralen Wirkungskomplexe der Mistel umfassen die Immunmodulation, die Zytotoxizität, neuroendokrine Effekte und die DNA-Stabilisierung.[1]

Der derzeit am besten erforschte Mistelwirkstoff sind die Mistellektine, Glykoproteine, die die Apoptose induzieren, Makrophagen und deren Zytokinfreisetzung aktivieren und so das zytotoxische Milieu für Tumorzellen steigern.[1] Ein weiterer Mistelwirkstoff sind deren Viscotoxine, Polypeptide, die durch Granulozyten gleichfalls Makrophagen aktivieren, dadurch die Phagozytose steigern und die Tumorzellnekrose fördern.[1] Die in der Mistel enthaltenen Oligo- und Polysaccharide dienen hingegen der DNA-Stabilisierung, da sie die Schwesterchromatiden-Austauschrate (SCR) im Zellzyklus reduzieren und gesunde Zellen dadurch schützen.[3] Beispielsweise fördert das Zytostatikum Cyclophosphamid die SCR in Zellen, wodurch es vermehrt zum Austausch von homologen Regionen zwischen Schwesterchromatiden kommen kann und so häufig ein Indikator für DNA-Schäden, Mutagenität bzw. Kanzerogenität durch Chemotherapie gesetzt wird.[3] Flavonoide in der Mistel haben antiphlogistische Eigenschaften und tragen so zu einer Reduktion der Schmerzsensitivität sowie zur Abnahme von chronischen Entzündungen bei. Weiters wirken sie antioxidativ.[1]

Zusätzliche Inhaltsstoffe bilden die Anissäure, Gentisinsäure, Kaffeesäure, Sinapinsäure u.a.[1]

Additiv angewendet mildert die Mistel krebsbedingte Erschöpfungszustände und sie hat eine appetitsteigernde sowie stimmungsaufhellende Wirkung.

Indikation einer Misteltherapie

Die Mistel ist bei soliden, malignen Tumoren jedes Stadiums indiziert. Ihr Einsatz bei Patienten mit unterschiedlichen Krebsentitäten bietet eine effektive Therapieoption im additiven, adjuvanten oder palliativen Behandlungssetting.

Additive, adjuvante und palliative Therapie

Aufgrund der guten Studienlage wird die Mistel zum einen als additives Therapeutikum angewandt, d.h. begleitend während einer konventionellen Chemo- und Strahlentherapie gegeben. Die aktuelle Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO) empfiehlt z.B. eine komplementäre Therapie mit Mistellektinen bei Patientinnen mit primärem, metastasiertem Mammakarzinom und laufender Strahlentherapie, da ihr Einfluss die Toxizität der Krebstherapie und damit assoziierte Nebenwirkungen reduziert.[4]

Zum anderen trägt der adjuvante Einsatz der Mistel bei Patienten nach einer onkologischen Primärtherapie durch Immunstimulation zu einem besseren Allgemeinbefinden bei und dient der Rezidivprophylaxe. Daher werden in der AGO-Leitlinie Mistellektine auch zur Prävention von brustkrebsassoziierten Rezidiven und zur Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) als klare Empfehlung aufgelistet.[4]

Für die palliative Tumortherapie eignet sich die Mistel bei Patienten mit inoperablen oder metastasierten Tumoren, da sie Symptome reduziert, die Lebensqualität verbessert und das Tumorwachstum hemmt.[5]

Kontraindikationen

Nach Herstellerangaben sind Mistelpräparate bei Patienten mit Immunsuppression (Transplantationen), akuten fieberhaften Erkrankungen mit Infektionsgeschehen, nicht eingestellter Hyperthyreose oder floriden Autoimmunerkrankungen bzw. allergischen Reaktionen klar kontraindiziert.[6] Für die Gabe während der Schwangerschaft stehen zurzeit keine aussagekräftigen Studiendaten zur Verfügung.

Wirtsbaumwahl

In der Natur gibt es verschiedene Mistelwirtsbäume, die für unterschiedliche Therapieeffekte herangezogen werden. Die Wirtsbaumwahl basiert auf jahrzehntelangen Erfahrungen, die seit den 90er-Jahren mit Ex-vivo- und In-vitro-Arbeiten wissenschaftlich untermauert wurden.[1] In Österreich sind Präparate der Tannenmistel (Abietis; A), der Apfelbaummistel (Malus; M), der Eichenmistel (Quercus; Q) und der Kiefernmistel (Pinus; P) erhältlich. Bei der Auswahl müssen eine laufende Chemo- oder Strahlentherapie, ein reduzierter Allgemeinzustand (AZ), Allergien oder andere autoimmunologische Geschehen (wie Hashimoto) in der Anamnese des Patienten berücksichtigt werden.

Die Tannenmistel kann durch ihre gute Verträglichkeit während einer Chemotherapie oder Bestrahlung als additive Therapie eingesetzt werden, da sie den besten DNA-Schutz bietet und immunprotektiv wirkt. Dadurch wird sie auch bei reduziertem AZ sowie Allergieneigung gegeben.[1]

Die Apfelbaummistel hat als lektinreiche Sorte eine deutlich stärkere Wirkung, wird v.a. bei Patienten mit gutem AZ gegeben und dient als kräftiger Immunstimulator nach onkologischer Therapie.[1]

Zusätzlich wird die Eichenmistelangeboten, deren Einsatzgebiet sich größtenteils mit dem der Apfelbaummistel deckt.

Die Kiefernmistel ist das lektinreichste Präparat und hat daher die stärkste tumorhemmende Wirkung. Bezüglich der Immunmodulation liegt ihre Wirkung zwischen der des Apfel- und der des Tannenpräparats.[1]

Misteltherapie in der Praxis

Serienpackungen und Dosierung

Generell sollte eine Misteltherapie nur dann angedacht werden, wenn Patienten in eine Langzeittherapie einwilligen. Mistelpräparate sind in Serienpackungen, die eine festgelegte Anzahl an Ampullen und fixierte Schemata der Dosissteigerung enthalten, aber auch in Packungen mit fixen Milligrammdosen erhältlich.

Helixor® umfasst die Wirtsbaumarten Tanne (A), Apfel (M) und Kiefer (P) in den Seriennummern I, II, III und IV bei einer Dosisstärke von 1mg bis 50mg sowie Original- und Großpackungen mit Einzelstärken von 1mg bis 100mg, während Iscador® Apfel- (M), Kiefern- (P) und die Eichen- (Q) statt der Tannenmistel in den Seriennummern 0, I und II von 0,01mg bis 20mg anbietet. SerieIII von Helixor® ist als Sonderserie anzusehen, da sie für den Wunsch eines besonders raschen Anstiegs in der Therapiedosis geeignet ist (1mg bis 20mg). Alle anderen Serien überlappen sich in den Medikationsstärken.

Das Mistelpräparat wird mittels subkutaner Injektion und laut Herstellerangaben in der Nähe des Tumors in den Oberschenkel oder Bauch appliziert.[6] Es empfiehlt sich, für die hochfrequenten, zwei bis dreimal wöchentlichen Applikationen die Injektionsstellen zu wechseln (beispielsweise vom Oberschenkel zum Bauch oder umgekehrt). Laufende Phase-I- und Phase-II-Studien in Deutschland und den USA befassen sich mit der intravenösen Anwendung von Mistelpräparaten,[7,8] die in Österreich keine Zulassung hat.

Als Einleitungstherapie eignet sich der Beginn mit der niedrigsten Seriennummer.[6] Wenn Patienten sehr geschwächt sind, kann eine verzögerte Therapieeinleitung mit der Tannenmistel erfolgen, da sie besonders DNA-stabilisierend wirkt und ihr Lektingehalt, verglichen mit anderen Sorten, geringer ist. Patienten mit metastasierten Tumoren und Erschöpfungszustand können demnach besser von einer verzögerten Dosissteigerung, abweichend von der Originalserie, profitieren.

Wichtig für den Therapieverlauf ist die Entscheidung zwischen einer Schaukeltherapie mit festgelegten Injektionspausen und einer durchgehend fixen Injektionsdosis. Therapiepausen bringen durch die Modulation den Vorteil, dass für das Immunsystem jedes Mal von Neuem ein idealer Reiz gesetzt werden kann.[6] Eine durchgängige Therapie kann indiziert sein, wenn sie während einer Chemo- und Strahlentherapie, als Palliation in der letzten Lebensphase oder bei einem sehr schlechten Allgemeinzustand nach Rezidiven, bei Metastasen bzw. inoperablen Tumoren gegeben wird.[6]

Nebenwirkung oder Wirtsbaumwechsel?

Das Kennzeichen einer guten Immunstimulation und eines ausreichenden Ansprechens ist eine lokale Hautreaktion durch Rötung an der Einstichstelle (Abb.1).[6] Die Lokalreaktion tritt wenige Stunden bis maximal einen Tag nach der Injektion auf und hat optimalerweise einen Durchmesser von 3–4cm. Bei ausbleibender Hautreaktion kann an einen Wirtsbaumwechsel gedacht werden, während bei einer überschießenden Reaktion (>5cm) (Abb.2) die nächste Injektion erst nach dem Abklingen der Symptome und in reduzierter Dosis gegeben werden sollte.[6] Präparatanpassungen müssen in jedem Fall auch bei der Veränderung der onkologischen Situation des Patienten bedacht werden.[6]

Das Pausieren der Misteltherapie ist bei einem Wirtsbaumwechsel dringend angeraten. Mit der neuen Wirtsbaumsorte fängt man wieder bei einer niedrigen Seriennummer an, bis man sich zur idealen Lokalreaktion vorgearbeitet hat.[6]

Kontrolle klinischer Parameter

In der Praxis hat sich gezeigt, dass das klinische Bild und gewisse Laborparameter die Möglichkeit einer Erfolgskontrolle nach Therapiebeginn bieten. Nach der Injektion wird ein Anstieg der Körpertemperatur um 0,5°C bis 1°C für max. 24 Stunden beobachtet. Danach sollte sich der natürliche Temperaturrhythmus wieder einstellen. Bei einem Anstieg des mittleren Temperaturniveaus auf bis zu 38°C könnte es sich um Tumorfieber oder einen Infekt handeln, weshalb beim Fortsetzen der Therapie Vorsicht geboten ist.[6]

Die Kontrolle der Laborwerte mittels kompletten Blutbilds und Differenzialblutbilds erfolgt vor der Therapie und jeweils nach 24 Stunden der 7. und 14.Injektion. Tumorpatienten haben oft andere Werte, als es die Norm vorgibt, was die Einschätzung der Parameter oft problematisch gestalten kann. Unter Misteltherapie ist jedoch ein Anstieg der Leukozyten, Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten zu erwarten.[9]

Studienlage zur Misteltherapie

Additive und adjuvante Therapie

Wichtige Studiendaten zum Einfluss der Mistel auf die Lebensqualität lieferte u.a. eine randomisierte kontrollierte Studie, im Rahmen derer die Wirkung der komplementären Misteltherapie bei onkologischen Patienten (NSCLC: n=94, Ovarialkarzinom: n=71, Mammakarzinom: n=68) untersucht wurde.[10] Additiv zur Standard-Chemotherapie wurde standardisiertes Mistelextrakt (sME) der Tannenmistel oder Lentinan, ein immunmodulatorisches Phytopharmakon, gegeben.[10] Eine Erhebung mittels Fragebögen zeigte bei Patienten eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität durch die Komplementärtherapie mit sME (p<0,05).[10] Zusätzlich traten unerwünschte Nebenwirkungen (AE) und schwere unerwünschte Nebenwirkungen (SAE) unter sME weniger häufig als unter Lentinan auf (AE: 52 vs. 90, SAE: 5 vs. 10).[10]

Ähnlich verhielt es sich in einer retrospektiven, multizentrisch kontrollierten Beobachtungs- und Kohortenstudie bei chirurgisch behandelten Patienten mit kolorektalem Karzinom im Stadium I–III, die unter einer adjuvanten Misteltherapie signifikant weniger nachteilige Reaktionen (19% vs. 48%; p<0,001) und persistierende Symptome (p<0,001) hatten als unter einer passiven Krebstherapienachsorge.[11]

Eine weitere Metaanalyse von 49 klinischen Studien mit unterschiedlichen experimentellen Settings kam im Rahmen von zwei Subanalysen zum Ergebnis, dass Patienten der Onkologie von einer Nachsorge mit Mistelpräparaten gegenüber keiner Nachsorge profitieren (HR: 0,59 [95% CI:0,53–0,66]; p<0,0001; HR: 0,74 [95% CI:0,66–0,82]; p<0,0001).[12]

Palliative Therapie

Metastasierendes Pankreaskarzinom: Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten Phase-III-Studie wurden die Auswirkungen der Misteltherapie auf das Gesamtüberleben von Patienten mit Pankreaskarzinom im Endstadium untersucht. Während die Studiengruppe dreimal wöchentlich subkutane Eichenmistelinjektionen erhielt, bekam die Kontrollgruppe keine antineoplastische Therapie.[13] In der Mistelgruppe wurde ein medianes OS von 4,8 Monaten erreicht im Vergleich zu 2,7 Monaten in der Kontrollgruppe (HR:0,49; 95% CI:0,36–0,65; p<0,0001) (Abb.3).[13] Des Weiteren bewerteten die Patienten in der Mistelgruppe ihre Lebensqualität höher als jene in der Kontrollgruppe. Aufgrund ethischer Beweggründe wurde die Studie vorzeitig beendet und das Mistelpräparat auch der Kontrollgruppe verabreicht, da die Mistelgabe mit signifikanten Vorteilen assoziiert war.[13]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom im Stadium IV: In einer weiteren Beobachtungsstudie von Patienten mit NSCLC im Stadium IV zeigte sich unter der zusätzlichen Gabe des Mistelpräparats zur Standard-Chemotherapie vs. alleinige Chemotherapie eine signifikante Verlängerung des medianen OS (17 Monate vs. 8 Monate; HR: 0,44; 95% CI: 0,26–0,74; p=0,002) (Abb.4).[14] Zusätzlich erreichte die Mistelgruppe häufiger ein 1-Jahres- und 3-Jahres-OS (1y: 60,2% vs. 35,5%; 3y: 25,7% vs. 14,2%).[14]

Fazit

Mit ihrer immunmodulierenden Wirkung, der Tumorzell-Zytotoxizität, den neuroendokrinen Effekten und der DNA-Stabilisierung stellt die Mistel eine effektive Therapieoption im additiven, adjuvanten oder palliativen Setting bei Patienten mit unterschiedlichen Krebsarten dar. Der therapeutische Erfolg der Mistel zeigt sich dabei in der Nebenwirkungs- und Symptomreduktion wie auch in der Steigerung der Lebensqualität und des Gesamtüberlebens. ◼

Autorin:

Fragebogen auf Seite 9QRCode

Zusammenfassung der in diesem med·Diplom vermittelten LerninhalteDer Ruf der Mistel als Heilpflanze und ihr therapeutischer Einsatz in der Onkologie basieren auf jahrzehntelanger Erfahrung. Die Hauptinhaltsstoffe der Lektine, Viscotoxine sowie Oligo- und Polysaccharide begründen ihre immunmodulierende, zytotoxische, neuroendokrine und DNA-stabilisierende Wirkung, sodass die Mistel heute verschiedene Indikationsstellungen bei Patienten mit soliden Krebsentitäten einnimmt. Die praktische Anwendung von subkutanen Mistelinjektionen durch den Arzt erfordert Kenntnisse über die Einsatzgebiete der einzelnen Mistelwirtsbäume, Kenntnisse über die Handhabung der Medikationsstärke durch Serienpackungen und verschiedene Dosisstärken und Kenntnisse über klinische Kontrollparameter, die eine Verlaufskontrolle während einer Therapie erlauben. Eine entsprechende Lokalreaktion muss von einer überschießenden Reaktion an der Einstichstelle abgegrenzt werden können. Weiters sollte der behandelnde Arzt einen Überblick über Kontraindikationen und mögliche Nebenwirkungen der Misteltherapie haben.

Relevanz für die Praxis

Durch die gute Studienlage gewinnt die praktische Anwendung von additiven, adjuvanten und palliativen Misteltherapiesettings immer mehr an Bedeutung, da die Vorteile der Mistel für Patienten der Onkologie vor allem in der Reduktion von Nebenwirkungsprofilen während oder nach einer Chemo- und Strahlentherapie liegen und sich v.a. bei inoperablen Tumoren oder Metastasen eine verbesserte Lebensqualität und eine Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens zeigten.

Seite 6XXXXX Symptome: auffällige Blässe, ständige Müdigkeit, Kon-zentrationsschwäche, häufige Infektionen, Rhagaden in den MundwinkelnSeite 7XXXXX der Patientin: 842-1.288 mg(Hb-Referenzbereich: 12-15 g/d,62x(12-9,7)x2,4+500=842,24;62x(15-9,7)x2,4+500=1288,64)Self Check AUFLÖSUNG

Mistelgruppe

Kontrollgruppe

+ + Zensierungen

Medianes Gesamtüberleben

Kontrollgruppe: 2,7 Monate

Mistelgruppe: 4,8 Monate

Hazard-Ratio: 0,49

95% CI: 0,36–0,65

p<0,0001 (Cox)

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Überlebenswahrscheinlichkeit

100%

75%

50%

25%

0%

Monate unter Risiko

110 106 64 50 35 29 20 11 7 5 3 2 1 0

110 109 88 74 62 54 45 36 32 28 26 19 14 1 0

Anzahl in Risikogruppe

Kontrollgr.

Mistelgr.

Abb. 3:Medianes Gesamtüberleben bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Pankreaskarzinom unter Misteltherapie vs. keine antineoplastische Therapie (modifiziert nach Tröger et al. 2013)[14]Abb. 4:1-Jahres-Überleben bei Patienten mit NSCLC im Stadium IV (modifiziert nach Schad et al. 2018)[15]

1,00

0,75

0,50

0,25

0,00

Das sollten Sie lesen:

Die Autorin empfiehlt folgende Referenz als wissenschaftlich und/oder praktisch besonders relevant (im Text und in der Literaturliste markiert mit ••).

[2••] Kienle GS, Kiene H: Die Mistel in der Onkologie: Fakten und konzeptionelle Grundlagen. Stuttgart: Schattauer 2003Alle Mistelpräparate werden in prospektiven Studien verglichen, eine systematische Methodik und detaillierte kriteriengestützte Qualitätsbewertungen generiert sowie eine tabellarische und diskutierende Übersicht erstellt.Literatur:[1] Büssing A: Mistletoe: Harwood Academic Publishers 2000 [2••] Kienle GS, Kiene H: Schattauer, 2003 [3] Büsing A et al.: J Exp Clin Cancer Res 1996 [4] Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie e. V.: https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/_leitlinien/kommission_mamma/2017/Alle_aktuellen_Empfehlungen_2017.pdf; zuletzt aufgerufen 18.8.2021 [5] Park WB et al.: Cancer Biother Radiopharm 2001; 16(5): 429-47 [6] Fachinformationen Helixor®, Stand 9/2018 [7] Trial of mistletoe extract in patients with advanced solid tumors. https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03051477?term=mistletoe+clinical+trial&rank=1; zuletzt aufgerufen am 15.2.2021 [8] Misteltherapie. Phase-II-Studie zu Helixor® P-Infusionen genehmigt. https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Phase-II-Studie-zu-Helixor-P-Infusionen-genehmigt-20731.html; zuletzt aufgerufen am 15.2.2021 [9] Medizinische Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft: Immunmodulierende Eigenschaften von Mistelextrakten. https://www.mistel-therapie.de/wissenschaftliche-informationen/inhaltsstoffe-und-wirkprinzipien/immunmodulierende-eigenschaften#c730; zuletzt aufgerufen am 12.2.2021 [10] Piao BK et al.: Anticancer Res 2004; 24(1): 303-9 [11] Friedel WE et al.: J Soc Integr Oncol 2009; 7(4): 137-45 [12] Ostermann T et al.: BMC Cancer 2009; 9: 451 [13] Tröger W et al.: Eur J Cancer 2013; 49(18): 3788-97 [14] Schad F et al.: PLoS One 2018; 13(8): 1-19

Gesamtüberleben

Chemotherapiegruppe

Chemo- + Misteltherapiegruppe

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Zeit (Monate)

1081018978716458484237322624

50504947444237363431252219

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Anzahl in Risikogruppe

CT

CT+MT

Zeit (Monate)

Abb. 1:Lokale Entzündungsreaktion nach Injektion – deutliche Rötung der Haut um die EinstichstelleAbb. 2:Überschießende Reaktion – deutlich über 5cmElement not implemented: <authorinfo>
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