Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
Retrospektive Studie zeigt Potenzial von Edaravon bei ALS
In einer retrospektiven Beobachtungs-Wirksamkeitsanalyse von Berry et al. bei Patient:innen mit amyotropher Lateralsklerose verlängerte die Behandlung mit Edaravon die Zeit bis zur Wendepunktprogression und verlängerte das Überleben im Vergleich zu Kontrollen.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine nicht heilbare neurodegenerative Erkrankung, die ein Absterben von Motorneuronen und damit eine progressive Muskelschwäche verursacht.1 Die mittlere Überlebenszeit liegt zwischen 3 und 5 Jahren nach Symptombeginn.2 Die Prävalenz liegt bei 3 bis 8 pro 100000 Menschen, Männer sind etwas häufiger als Frauen betroffen (3:2) und der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.3
Progressionsfreie Zeit verlängern
Intravenöses (i.v.) Edaravon wurde in den USA im Jahr 2017 von der Food and Drug Administration (FDA) zur Behandlung der ALS zugelassen. Zuvor konnte in einer pivotalen Phase-III-Studie4 gezeigt werden, dass Edaravon die körperliche Funktionsabnahme um 33% im Vergleich zu Placebo verlangsamen kann. Nun wurde in einem Real-World-Setting die Zeit bis zur Wendepunktprogression, zu sogenannten Milestones, bei Patient:innen mit ALS unter der Behandlung mit und ohne i.v. Edaravon evaluiert.5
Studiendesign
In die vorliegende retrospektive Beobachtungs-Wirksamkeits-Analyse wurden 15099 Patient:innen mit ALS aus der US-Datenbank Optum Clinformatics Data Mart im Zeitraum zwischen August 2017 und Dezember 2021 eingeschlossen. Sie erhielten entweder i.v. Edaravon, Riluzol oder keine Behandlung. Beide Gruppen wurden entsprechend dem Propensity Score hinsichtlich folgender Kriterien gematcht: Alter, Geschlecht, «Race», Wohnort, Erkrankungsdauer vor Studienbeginn, Versicherungsstatus, Riluzol-Verschreibung, kardiovaskuläre Erkrankung, künstliche Ernährung bzw. PEG-Sonde, nichtinvasive Beatmung und Hospitalisierungen. Als Datum des Studienbeginns galt die erste Gabe von i.v. Edaravon. Für die Kontrollen wurde das Datum zufallsbasiert nach der Marktzulassung von Edaravon definiert. Die mittlere Überlebenszeit wurde bis zu den folgenden Wendepunkten der Progression kalkuliert: erstmalige Notwendigkeit von Gehstock, Rollator oder Rollstuhl, künstliche Ernährung, nichtinvasive Beatmung, invasive Beatmung, elektronische Sprechhilfe, Hospiz.
Ergebnisse
Ausgewertet wurden schliesslich 395 Patient:innen mit ALS mit zumindest einer Dosis i.v. Edaravon sowie 395 Kontrollen, die nicht mit i.v. Edaravon behandelt wurden. Die mediane Therapiedauer mit i.v. Edaravon betrug 7,47 Monate (3,08–14,55). Das Alter lag in beiden Gruppen bei 63 Jahren im arithmetischen Mittel. In beiden Gruppen waren die ALS-bedingten Symptome vor Studienbeginn ähnlich. Es zeigte sich, dass Patient:innen unter i.v. Edaravon einen geringeren Verlust an mittlerer Überlebenszeit hatten. Dies spricht für eine längere Zeit ohne Wendepunkt-Progression, und zwar in allen Progressions-Wendepunkten. Von 0 bis 24 Monaten nach Studienbeginn berichteten mehr Patient:innen unter i.v. Edaravon als Kontrollen über eine längere Zeit bis zur Erkrankungsprogression (Wendepunkte: 42,3 vs. 33,9%). Zudem war die Sterblichkeit in den Kontrollgruppen höher als unter Edaravon (75,9 vs. 43,0%).
Conclusio
In diesem US-basierten Real-World-Setting mit ALS-Patient:innen zeigte die Therapie mit i.v. Edaravon im Beobachtungszeitraum von zwei Jahren eine längere Zeit bis zur Wendepunktprogression und weniger Todesfälle als die Kontrollgruppen, die nicht mit i.v. Edaravon behandelt wurden. ◼
◾19
Sponsored Content
Mit freundlicher Unterstützung durch XXXXXXX
Fachkurzinformation siehe Seite XXXX | FREIGABENUMMERXXXX
© XXXXX