Prophylaxe von Atemwegserkrankungen
Aktuelle Impfempfehlungen
Nach wie vor stellen Impfungen das zentrale Mittel zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten und schweren Komplikationen dar. Beim Kongress der European Respiratory Society (ERS) im September 2024 in Wien wurden einige Updates präsentiert.
Infektionen der Atemwege sind eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität und Impfungen ein zentrales Mittel zur Verhütung dieser Infektionen. „Jedoch ist die Durchimpfungsrate bei Erwachsenen sehr niedrig, unter anderem, da die meisten Erwachsenen sich nicht darüber bewusst sind, dass sie eine Impfung benötigen“, erklärte Dr. Rui Manuel Peixoto Da Costa, Braga, Portugal, bei seinem Vortrag zur Bedeutung von Impfungen in der Primärversorgung. Den Hausärzten falle eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung und Durchführung von Impfprogrammen zu. Die generell empfohlenen Impfungen für Erwachsene zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten sind Influenza, Pneumokokken, Herpes zoster, Tetanus-Diphtherie-Pertussis (TDaP), Covid-19 und RSV.
Influenza
Influenza ist mit einer erheblichen gesundheitlichen Belastung verbunden, insbesondere bei Risikopersonen wie älteren Erwachsenen, gebrechlichen Personen und Personen mit chronischen Grunderkrankungen.1 Es wird eine jährliche quadrivalente Impfung (zwei Influenza-A- und zwei Influenza-B-Stämme) für alle Personen ab einem Alter von sechs Monaten empfohlen, insbesondere für Hochrisikogruppen. Laut einer neuen WHO-Empfehlung ist die Aufnahme eines Antigens der B/Yamagata-Linie in die quadrivalenten Influenza-Impfstoffe nicht mehr gerechtfertigt.2 Somit werden in der Grippesaison 2024/2025 dreiwertige Impfstoffe zur Verwendung kommen.
Es gibt den Influenza-inaktivierten Impfstoff (IIV), den abgeschwächten Lebendimpfstoff (LAIV) und einen rekombinanten Impfstoff (RIV).1 Bei älteren Personen (≥ 65 Jahre) sollte einer der höher dosierten oder adjuvantierten Grippeimpfstoffe verwendet werden. Die Impfstoffe zeigen eine 40%ige bis 60%ige Wirksamkeit. Die Dauer der Immunität liegt bei weniger als einem Jahr, aufgrund der abnehmenden Immunität und der vorhandenen Antigenverschiebung.
Covid-19
Zur Covid-19-Impfung werden regelmäßige Aktualisierungen und Auffrischungen empfohlen. Hierdurch werden neue Varianten bekämpft, die Immunität wird verstärkt und das Risiko für eine schwere Covid-19-assoziierte Erkrankung verringert. Die Emergency Task Force (ETF) der EMA empfiehlt für 2024/2025 einen aktualisierten Covid-19-Impfstoff gegen die JN.1-Linie.3
Pneumokokken
Eine Impfung zum Schutz gegen Streptococcus pneumoniae ist für Kinder ab 3Monaten, ältere Erwachsene (ab 60 Jahren) und Risikogruppen (z.B. Personen mit chronischen Erkrankungen oder Immunschwäche) empfohlen. Es sind derzeit vier Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe (PCV) auf dem Markt (PCV13, PCV15, PCV20 und PCV21) und ein Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23). PCV besitzen hierbei eine größere Immunogenität und erreichen eine robustere und länger anhaltende Immunreaktion. Zudem induzieren sie eine Schleimhautimmunität und verhindern eine nasale Kolonisierung. Auch der nasopharyngeale Trägerstatus und die Übertragung werden nachweislich verhindert.4
Herpes zoster
Die Gürtelrose-Impfung ist die einzige Möglichkeit, sich gegen Herpes zoster und Post-Zoster-Neuralgie zu schützen. Die Impfung wird ab 50 Jahren empfohlen sowie für Erwachsene zwischen 18 und 49 Jahren mit hohem Herpes-zoster-Risiko. Es gibt zurzeit einen attenuierten Lebendimpfstoff und einen rekombinanten Impfstoff. Immunkompetente Erwachsene sollten bevorzugt, immungeschwächte nur mit dem rekombinanten Impfstoff immunisiert werden (zwei Dosen). Laut Peixoto Da Costa bietet dieser eine bessere Effektivität und Wirksamkeit.5
Pertussis
Die Pertussis/Keuchhusten-Impfung ist besonders für Kleinkinder, Schwangere und Personen, die in engem Kontakt mit Kleinkindern stehen, wichtig. Eine Keuchhusteninfektion kann Asthma- oder COPD-Exazerbationen auslösen.
Für Kinder steht die DTaP-Impfung zur Verfügung und für Erwachsene der Tdap-Impfstoff (Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten). Die Impfung kann zu jeder Zeit erfolgen, wenn noch nicht vorhanden, und ist insbesondere auch für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen empfohlen.6
Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV)
RSV ist eine der häufigsten Ursachen für Infektionen der unteren Atemwege und geht mit einer hohen Rate an Krankenhausaufenthalten und Morbidität bei älteren Menschen und Erwachsenen mit Hochrisiko einher. Zudem ist RSV die zweithäufigste Ursache für virale Lungenentzündungen bei älteren Menschen. Bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko für RSV-bedingte Komplikationen und Todesfälle, was auf die altersbedingte Immunoseneszenz, Gebrechlichkeit und eine höhere Prävalenz von Grunderkrankungen zurückzuführen ist. Im Kindesalter ist RSV der Hauptgrund für Bronchiolitis. Erst in den letzten Jahren kamen wirkungsvolle Prophylaxemöglichkeiten gegen RSV auf den Markt. Mittlerweile stehen in der EU drei zugelassene Impfstoffe für Erwachsene sowie zwei monoklonale Antikörper zur RSV-Prävention bei Kindern zur Verfügung.In Österreich wird die Impfung bei Erwachsenen ab 60 Jahren empfohlen, nach aktuellem Stand reicht eine einmalige Impfung für mindestens zwei Saisonen aus. Die aktuelle GOLD-Leitlinie empfiehlt RSV-Impfstoffe als wirksame Präventivmaßnahmen bei Patienten mit COPD.6
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