Belantamab Mafodotin
Multiples Myelom: anhaltend tiefes Ansprechen trotz Hochrisikozytogenetik
Bei der hier beschriebenen Kasuistik aus der klinischen Praxis stellt Belantamab Mafodotin eine Therapieoption dar, die auch rrMM-Patienten mit ungünstiger Prognose eine Perspektive bieten kann.
Diagnose
Bei dem im Jahr 1938 geborenen männlichen Patienten wurde im Sommer 2018 ein Multiples Myelom diagnostiziert. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung wurde das Krankheitsstadium mit IIIA bei Anämie definiert; serologisch wurden Paraproteine vom Typ IgA Kappa nachgewiesen. Die Zytogenetik zeigte initial keine Auffälligkeiten. Bestimmende Symptomatik war die Anämie, die bereits 2018 erstmals einen Transfusionsbedarf bedingte. Ansonsten war der Allgemeinzustand trotz des hohen Alters gut (ECOG 1). Als Komorbidität bestand ein Bluthochdruck.
Behandlungsverlauf
Erstlinientherapie: Trotz des guten Allgemeinzustands war der Patient aufgrund seines Alters für eine Stammzelltransplantation nicht geeignet. Daher wurde im September 2018 eine Kombinationstherapie mit einem Proteasominhibitor (PI) und einer immunmodulierenden Substanz (IMiD) im Rahmen einer klinischen Studie initiiert. Es wurde ein sehr gutes partielles Ansprechen (VGPR) erreichtund die Therapie bis zur Krankheitsprogression (PD) im Mai 2019 fortgesetzt.
Zweitlinientherapie: Ab Dezember 2019 wurde mit Elotuzumab in Kombination mit dem IMiD Lenalidomid und Dexamethason (Dexa) behandelt. Es wurde ein partielles Ansprechen erzielt. Im Juli 2020 wurde die Therapie aufgrund erneuter PD beendet.
Drittlinientherapie: Für zwei Monate wurde mit einem PI (einem anderen als in der Erstlinie) plus Dexa behandelt. Auf diese Therapie sprach der Patient nicht an.
Viertlinientherapie: Im Anschluss (ab 7/20) wurde mit dem monoklonalen Anti-CD38-Antikörper Daratumumab plus PI (dem gleichen wie in der Drittlinie) und Dexa bis November 2021 behandelt. Es wurde eine VGPR erzielt.
Fünftlinientherapie: Nach erneuter PD wurde im November 2021 eine Therapie mit Belantamab Mafodotin begonnen. Dieses erschien aufgrund der mehrfachen Rezidive, der Hochrisikozytogenetik und einer bestehenden Polyneuropathie (PNP) als eine gute Therapiewahl. Der Patient war zu diesem Zeitpunkt refraktär gegenüber mindestens einem PI, einem IMiD und einem Anti-CD38-Antikörper und hatte zuvor vier Therapielinien erhalten, sodass er die Kriterien für die Anwendung gemäß der Zulassung erfüllte.1,2
Zu Therapiebeginn zeigte der Patient weiterhin eine Anämie mit Transfusionsbedarf im Krankheitsstadium IIIA. Der Patient war mittlerweile gebrechlich (ECOG 2). Der zytogenetische Befund nach NGS zeigte jetzt eine Deletion des kurzen Arms von Chromosom 17 (del17p), was eine Hochrisikozytogenetik darstellt, die eine ungünstige Prognose bedingt. Weiters wurde eine Mutation im TP53-Gen detektiert. Del17p führt zur Ausschaltung eines TP53-Allels; wenn wie in diesem Fall auf dem zweiten TP53-Allel eine Mutation auftritt, kann es zur kompletten TP53-Inaktivierung und damit ungebremster Tumorzellproliferation kommen.
Therapieverlauf und Erfolg mitBelantamab Mafodotin
Die Therapie dauert seit dem Start im November 2021 an (Stand: Januar 2023). Es wurde VGPR erzielt und die Lebensqualität des Patienten ist gut. Der Therapieerfolg zeigte sich auch serologisch an den seit Therapiestart stetig sinkenden IgA-Spiegeln. Nach vier Zyklen mit 2,5mg/kg Körpergewicht alle drei Wochen traten Hornhautveränderungen vom Grad II auf. Die Therapie wurde für drei Wochen pausiert. Danach wurde mit reduzierter Dosis (1,9mg/kg alle drei Wochen) fortgesetzt; regelmäßige Visiten an der Augenklinik ergaben nunmehr Grenzbefunde zwischen Grad I und II. Anfang Dezember 2022 wurde die Keratopathie auf Grad III eingeschätzt und die Therapie erneut pausiert. Eine Wiederaufnahme der Therapie im Januar 2023 war geplant.
Fazit
Mit Belantamab Mafodotin konnte bei diesem betagten Patienten ein Ansprechen trotz Hochrisikogenetik erzielt werden, das seit Therapiebeginn im November 2021 andauert. Die kornealen Nebenwirkungen waren mit Intervallstreckungen und einer Dosisreduktion bislang beherrschbar.◼
Entgeltliche Einschaltung
Mit freundlicher Unterstützung durch dieGlaxoSmithKline Pharma GmbH
Das Patientenbeispiel basiert auf einem realen unpublizierten Patientenfall; Assoc. Prof. OA Dr. Thomas Melchardt hat für die Erstellung und Aufbereitung des Patientenfalls ein Honorar von GSK erhalten.
Fachkurzinformation siehe Seite 85/86 | PM-AT-BLM-CSTY-230003 Mar23
© privat
T. Melchardt, SalzburgFachkurzinformation
BLENREP 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung; Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche mit Pulver enthält 100 mg Belantamab-Mafodotin. Nach der Rekonstitution enthält die Lösung 50 mg Belantamab-Mafodotin pro ml. Belantamab-Mafodotin ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat aus dem gegen das B-Zell-Reifungsantigen (B cell maturation antigen = BCMA) spezifischen, afucosylierten, humanisierten, monoklonalen IgG1k-Antikörper Belantamab, der mittels rekombinanter DNA- Technologie in einer Säugerzelllinie (Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) hergestellt wird und der mit Maleimidocaproyl-Monomethyl-Auristatin F (mcMMAF) konjugiert ist. Sonstige Bestandteile: Natriumcitrat, Zitronensäure, Trehalose-Dihydrat, Dinatriumedetat, Polysorbat 80; Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastika, monoklonale Antikörper und Antikörper- Wirkstoff-Konjugate, ATC-Code: L01FX15. Anwendungsgebiete: BLENREP ist indiziert als Monotherapie zur Behandlung des Multiplen Myeloms bei erwachsenen Patienten, die bereits mindestens vier Therapien erhalten haben und deren Erkrankung refraktär gegenüber mindestens einem Proteasom-Inhibitor, einem Immunmodulator und einem monoklonalen Anti- CD38-Antikörper ist, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in der Fachinformation Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: GlaxoSmithKline (Ireland) Limited, 12 Riverwalk, Citywest Business Campus, Dublin 24, Irland. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Zulassungsnummer: EU/1/20/1474/001.
▼Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Fachinformation Abschnitt 4.8. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www.ema.europa.eu/ verfügbar. Stand der Fachkurzinformation: 06.2022. Gültige Fach- und Gebrauchsinformationen zu den GSK Produkten in Österreich finden Sie auf http://www.gsk-kompendium.at. Zur Meldung von Verdacht auf unerwünschte Nebenwirkungen entsprechend der nationalen Vorgaben steht Ihnen unsere Pharmakovigilanzabteilung gerne zur Verfügung; Tel.: 01/97075–0; E-Mail: arzneimittelsicherheit@gsk.com. PI-11492