Präsentismus und seine Folgen

Krank zur Arbeit

Nicht nur während der Grippesaison stellen sich viele Berufstätige die Frage: Wann gehe ich (noch oder wieder) zur Arbeit und wann bleibe ich besser zu Hause? Studien zeigen, dass rund ein Drittel der Arbeitnehmer auch krank zur Arbeit geht.

Heiko Breitsohl forscht an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zum sogenannten Präsentismus. Dieser habe viele Ursachen, so Breitsohl. Dazu zählen zum Beispiel prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die Sorge, bei Krankheit den Arbeitsplatz zu verlieren. Aber auch das Gefühl, dass sonst die Arbeit liegen bleibt und später umso mehr auf einen zukommt, oder ein starkes Verantwortungsgefühl gegenüber der Tätigkeit bringen Menschen dazu, krank zur Arbeit zu gehen. Oft sei es die Arbeitskultur in einem Team oder in einem Betrieb, die – eher unausgesprochen – vermittelt, wie man sich zu verhalten hat.

Allerdings tun die Betroffenen weder sich noch ihrer Firma etwas Gutes, wenn sie krank zur Arbeit gehen. Breitsohl: "Für die Organisationen ist Präsentismus mit Produktivitätsverlusten und damit entstehenden Kosten verbunden, da Arbeitnehmer, die krank zur Arbeit gehen, nicht ihre normale Produktivität aufrechterhalten können. Auf individueller Ebene führt Präsentismus zu einer Verschlechterung der Gesundheit und zu darauffolgenden längeren Ausfallzeiten." Deshalb ist es ratsam, sich vom Hausarzt vorübergehend krankschreiben zu lassen und die Krankheit auszukurieren.

Quelle:

Mitteilung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Störungen der Darmbewegung treten häufig auf, zum Beispiel nach chirurgischen Eingriffen oder bei Personen, die am Reizdarmsyndrom erkrankt sind. Forscher aus der Schweiz und Großbritannien haben erstmals den Mechanismus beschrieben, wie das Darmmikrobiom die Darmmotilität steuert. Die Kontraktion und Entspannung der Muskeln im Dickdarm werden durch Nervenzellen reguliert, die durch bestimmte Darmbakterien beeinflusst werden. Verantwortlich dafür ist ein spezieller Rezeptor der Darmnervenzellen, der sogenannte Arylkohlenwasserstoffrezeptor AhR, der durch die Anwesenheit von Darmbakterien "eingeschaltet" wird und so eine gesunde Verdauung fördert. Die Wissenschaftler hoffen, dass in Zukunft die Aktivität von AhR in den Nervenzellen gezielt verändert werden kann, um die Folgen einer abnormen Darmbeweglichkeit zu lindern, die häufig mit Magen-Darm-Erkrankungen einhergeht.

Quelle:

Mitteilung der Universität Bern, Schweiz

Rückenschmerzen gehören zu jenen Beschwerden, mit denen ein Hausarzt häufig zu tun hat und deren Behandlung meist langwierig ist. Eine Studie aus Deutschland konnte nun zeigen: Patienten mit chronischen Rückenschmerzen profitieren von einer Therapie mit Placebos – und das, obwohl die Studienteilnehmer wussten, dass sie Placebos einnahmen. Sie berichteten, dass der Schmerz gelindert war, sie sich "fitter" und weniger depressiv fühlten. Der schmerzlindernde Effekt der Placebos war ähnlich dem eines nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR).

Für ihre Studie teilten die Forscher der Universität Essen 127 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen in zwei Gruppen ein. Beide Gruppen erhielten die übliche Schmerztherapie. Allen Studienteilnehmern wurde vor Studienbeginn ein Video vorgeführt, das über den sogenannten Placeboeffekt und die neuesten Erkenntnisse zu möglichen positiven Effekten einer offenen Placebogabe informierte. Die Placebogruppe wurde anschließend drei Wochen lang zusätzlich zur bisherigen Therapie mit einem wirkstofffreien Präparat behandelt, während die Kontrollgruppe keine zusätzliche Therapie bekam. Die Placebogabe verringerte signifikant subjektive Parameter wie Schmerzintensität (p=0,001), Depression (p=0,01) und das Gefühl, funktionell weniger eingeschränkt zu sein (p=0,02). Objektive Parameter wie Beweglichkeit der Wirbelsäule unterschieden sich hingegen nicht. Aufgrund der positiven Ergebnisse sind die Wissenschaftler überzeugt, dass das therapeutische Potenzial von Placebos weiter erforscht werden sollte. Prof. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, ergänzt: "Es lohnt sich, den Placeboeffekt in bestehende Therapiekonzepte einzubinden."

Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)

Das neuartige Coronavirus 2019-nCoV und die von ihm ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 machen weltweit Schlagzeilen. Viele Menschen sind verunsichert und haben Angst. Dagegen helfen nur wissenschaftlich fundierte Fakten, wie sie kürzlich im "Journal of Hospital Infection" veröffentlicht wurden. Die Autoren hatten für ihre Arbeit 22 Studien über Coronaviren (vor allem MERS und SARS) und deren Inaktivierung ausgewertet. Sie gehen davon aus, dass die Ergebnisse auch auf das neuartige Coronavirus übertragbar sind. Die Ergebnisse besagen, dass die Viren bei Raumtemperatur bis zu neun Tage auf Oberflächen überleben können und infektiös sind. Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern die Lebensdauer noch.

Die gute Nachricht: Die Viren sind empfindlich gegen Desinfektionsmittel auf Basis von Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit. In entsprechender Konzentration angewandt, reduzieren diese die Zahl infektiöser Coronaviren binnen einer Minute um vier sogenannte Log-Stufen, zum Beispiel von einer Million auf nur noch 100 krankmachende Partikel. Werden Präparate auf anderer Wirkstoffbasis verwendet, sollte für das jeweilige Produkt zumindest eine Wirksamkeit gegenüber behüllten Viren nachgewiesen sein ("begrenzt viruzid"). In der Regel genüge dies, um die Ansteckungsgefahr deutlich zu reduzieren, so die Autoren.

Quelle:

Journal of Hospital Infection 2020; in press (doi: 10.1016/j.jhin.2020.01.022)

Seit mehr als 20 Jahren besteht in Österreich das Gratis-Kinderimpfprogramm. Es ermöglicht allen hier lebenden Kindern bis zum 15. Lebensjahr unabhängig von der finanziellen Situation der Familie den Zugang zu wichtigen Impfungen. "Derzeit werden im Rahmen des Kinderimpfkonzepts acht verschiedene Impfungen gratis verabreicht, die Schutz gegen 13 Erregergruppen bieten", erklärt Maria Paulke-Korinek vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Leitung Abteilung für Impfwesen. Neu sind in diesem Jahr die Umstellung von einem 10-valenten auf einen 13-valenten Pneumokokkenimpfstoff, die frühere Gabe des dritten Teils der Sechsfach-Impfung (im 11. oder 12. Lebensmonat statt zwischen dem 12. und 14.) sowie ein neuer Rotavirusimpfstoff, der nur noch in zwei anstelle von drei Dosen verabreicht wird.

Durchimpfungsraten zu niedrig

Doch obwohl das Programm von den meisten Eltern gut angenommen wird, gibt es Impflücken. "Aus den Berechnungen der Durchimpfungsraten für Masern-Mumps-Röteln und Polio ist bekannt, dass Kinder in Österreich zu spät und nicht ausreichend konsequent mit der notwendigen Anzahl an Dosen geimpft werden", sagt Paulke-Korinek. Hohe Durchimpfungsraten sind aber wesentlich, um die von der Weltgesundheitsorganisation WHO gesteckten Ziele, zum Beispiel die Eradikation von Masern, zu erreichen.

In Österreich stieg die Zahl der Masernfälle 2019 im Vergleich zum Vorjahr um fast das Doppelte an. Von den 151 gemeldeten Fällen traten 22 bei Kindern von eins bis vier Jahren und sechs bei den unter Einjährigen auf. "Und das, obwohl die Masernimpfung Teil des kostenlosen Kinderimpfprogrammes ist", sagt Daniela Schmid, Leiterin der Abteilung für Infektionsepidemiologie & Surveillance des Bereichs Public Health an der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. "Masern sind keine harmlose Erkrankung. Etwa 20% aller Erkrankten müssen mit Folgeerscheinungen bis hin zur Masernenzephalitis rechnen", betont Peter Voitl, Leiter der Kinderintensivstation im SMZ Ost mit dem Spezialbereich Kinderkardiologie und Gründer des ersten Wiener Kindergesundheitszentrums Donaustadt. "Eine Infektion mit dem Masern-Virus führt außerdem zu einem langfristigen Schaden des Immunsystems", ergänzt Schmid. Daher sei es wichtig, dass alle Kinder ab dem 9. Lebensmonat zwei Dosen des Kombinationsimpfstoffes Masern-Mumps-Röteln erhalten, sind sich die Experten einig. Erwachsene, die nicht oder nicht vollständig geimpft sind, sollten sich ebenfalls impfen lassen. Die Impfung ist an allen öffentlichen Impfstellen gratis erhältlich. (cri)

Quelle:

Workshop "Gratis-Kinderimpfprogramm: Warum ein optimaler Impfschutz für die Kleinsten so wichtig ist",
12. Februar 2020

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