Ceftolozan/Tazobactam (Zerbaxa®)
Geringere Mortalität bei nosokomialer Pneumonie
In einer großen, randomisierten Phase-III-Studie erwies sich die Kombination Ceftolozan/Tazobactam (Zerbaxa®) gegenüber Meropenem bei Patienten mit Ventilatorpneumonie bzw. beatmeter Spitalspneumonie als nicht unterlegen. Betrachtete man nur die Subgruppe der beatmeten Spitalspneumonie – dies sind Patienten, die im Verlauf der Pneumonie beatmungspflichtig werden –, so erwies sich Ceftolozan/Tazobactam sogar als überlegen.
Eine im Krankenhaus erworbene bakterielle Pneumonie („hospital-acquired bacterial pneumonia“; HABP) liegt definitionsgemäß dann vor, wenn die bakterielle Pneumonie ≥48 Stunden nach Spitalsaufnahme beginnt. Eine beatmungsassoziiertePneumonie („ventilator-associated bacterialpneumonia“; VABP) ist dann gegeben, wenn die Pneumonie ≥48 Stunden nach der endotrachealen Intubation beginnt. Von der VABP abzugrenzen ist die sogenannte beatmete HABP („ventilated HABP“; vHABP) – dies ist eine HABP, die in ihrem Verlauf beatmungspflichtig wird –, in diesem Fall hat also die Pneumonie schon vor der Intubation bestanden. Die vHABP ist eine Pneumonie mit besonders schlechter Prognose und höherer Mortalität als bei VABP oder nicht beatmeter HABP.1
Ceftolozan/Tazobactam nicht unterlegen
Zur vHABP gibt es verhältnismäßig wenige Daten, weniger noch als zur HABP, zu der bereits weniger publiziert wurde als zur VABP. Da jedoch die vHABP die höchste Mortalität unter den nosokomialen Pneumonien aufweist, sind neue Therapieoptionen wünschenswert.1
Die Kombination des Betalaktams/Betalaktamaseinhibitors Ceftolozan/Tazobactam (Zerbaxa®) ist für die Therapie von HABP und VABP zugelassen, und zwar in doppelter Dosis im Vergleich zur Therapie anderer Infektionen. Für HABP/VABP wird Ceftolozan/Tazobactam (Cef/Taz) in einer Dosierung von 2g Cef/1g Taz alle acht Stunden gegeben.2
Cef/Taz weist eine breite Aktivität gegen gramnegative Erreger unterer Atemwegsinfektionen auf, einschließlich P. aeruginosaund ESBL(„extended spectrum betalaktamase“)-bildender Enterobacterales; allerdings fehlt ihm Aktivität gegen Metallobetalaktamasen und andere Carbapenemasen.1
Die Zulassung von Cef/Taz für HABP/VABP beruhte auf der ASPECT-NP-Studie. In dieser randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie im Nichtunterlegenheitsdesign wurde bei 726 Patienten mit VABP oder vHABP Cef/Taz (2g/1g) mit Meropenem (1g), jeweils alle acht Stunden, verglichen. Primärer Endpunkt war die 28-Tages-Mortalität. Diese betrug unter Cef/Taz 24,0%, unter Meropenem 25,3%. Somit wurde die Nichtunterlegenheit von Cef/Taz gegenüber Meropenem nachgewiesen.3
Subgruppenanalyse für vHABP
Nun wurde eine Subgruppenanalyse jener Patienten aus ASPECT-NP publiziert, die eine vHABP gehabt hatten. Dies war eine prospektiv definierte Subgruppe, wobei die Subgruppenanalysen nicht für die Feststellung der Nichtunterlegenheit gepowert waren. Es wurden jedoch Ausgangs- und Therapiefaktoren, Wirksamkeit und Sicherheit zwischen der Meropenem- und der Cef/Taz-Gruppe mit vHABP verglichen. Zudem wurde eine retrospektive multivariate logistische Regression durchgeführt, um den Einfluss der Therapie auf die Mortalität nach Korrektur bezüglich signifikanter Prognosefaktoren festzustellen.1
Insgesamt standen 99 Teilnehmer mit vHABP unter Cef/Taz, 108 unter Meropenem. In der Intention-to-treat(ITT)-Analyse betrug die 28-Tages-Gesamtmortalität („all-cause mortality“; ACM) in der Cef/Taz-Gruppe 24,2%, in der Meropenem-Gruppe 37,0% (Abb. 1); in der mikrobiologischen ITT-Population waren es 18,2% und 36,6%. Die Raten klinischer Heilung lagen bei 50,5% bzw. 44,4%. Die klinischen und mikrobiologischen Faktoren zu Studienbeginn waren in beiden Gruppen ähnlich, ebenso die Therapiefaktoren. Die multivariate Regressionsanalyse identifizierte zwei wesentliche Einflussfaktoren auf die ACM: begleitenden Vasopressorgebrauch und Bakteriämie zu Studienbeginn. Nach Korrektur bezüglich dieser beiden Faktoren zeigte sich unter Meropenem ein um den Faktor 2,3 höheres Mortalitätsrisiko zu Tag 28 als unter Cef/Taz.
Entgeltliche Einschaltung
Mit freundlicher Unterstützung durch Merck Sharp & Dohme GmbH
Fachkurzinformation siehe Seite 74 | AT-ZER-00066
Abb. 1: Gesamtmortalität („all-cause mortality“; ACM) in der ITT-Population (modifiziert nach Timsit JF et al. 2021)1
Cef/Taz Meropenem
Anzahl der Teilnehmer 99 108
Anzahl der Todesfälle 31 (31,3) 43 (39,8)
Cef/Taz
Meropenem
50
40
30
20
10
0
Kumulativer Prozentsatz der Todesfälle
0 4 8 12 16 20 24 28
Zeit (Tage)
99 95 89 89 83 79 75 74
108 95 89 84 78 74 69 67
Patienten unter Risiko
Cef/Taz
Meropenem